Vorgeschichte

Genau so passiert:

Im Exotarium in Frankfurt stand im Sommer 1973 ein kleiner Schuljunge mit großen Augen vor einem der Südamerikabecken. Er prägte sich jedes Detail, jeden Fisch, jede Pflanze genau ein. Währenddessen keimte in ihm eine Idee: Er will sich zuhause auch ein so großes Aquarium aufstellen. Diese Idee ließ ihn nicht mehr los. Er spielte in Gedanken immer wieder neue Möglichkeiten der Realisierung durch.

Wieder zuhause angekommen musste er feststellen, dass sich seine Begeisterung so gar nicht auf seine Eltern übertragen ließ. Vor allem die Abmessungen seines Wunschaquariums trafen auf Unverständnis. Immerhin bekam er die Erlaubnis für ein 60-Liter-Aquarium. „Das reicht für den Anfang“, wurde beschlossen. „Das ist doch nur eine vorübergehende Spinnerei.“

Zum Glück gab es damals noch keine Instant-Aquarien aus dem Baumarkt, die nach dem Prinzip „Deckel auf, heiss‘ Wasser drauf“ funktionieren sollten. Dafür leistete ein entfernter Verwandter mit aquaristischen Kenntnissen Starthilfe. Er stellte auch den Kontakt zu dem Inhaber eines Aquaristikgeschäfts her, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hatte.

Werdegang

Anschließend begann ein bis heute ununterbrochen andauernder Lernprozess mit Erfolgen und Rückschlägen. Das Internet war damals nämlich noch ein inhaltsleeres Wortkonstrukt. Daher wurden Bücher und Zeitschriften als Wissensquelle herangezogen und Gespräche mit den wenigen Gleichgesinnten gesucht. Von den damaligen ehernen, unantastbaren Gesetzen der Aquaristik haben sich bis heute manche bestätigt. Manche wurden als Irrweg entlarvt.

Nach kurzer Zeit gab es bereits einen wachsenden Kreis anderer Aquarianer, die alle bereitwillig ihre Erfahrungen austauschten. Eins war ihnen allen gemeinsam: Niemand hielt es damals für möglich ein Aquarium im Zoo-Format in einer Privatwohnung aufzustellen. Weil zur damaligen Zeit ein Becken mit mehr als tausend Litern bereits unvorstellbar groß war. Wohl gemerkt: zur damaligen Zeit! Man erinnert sich: Handys hießen noch Funktelefone und hatten die Abmessungen eines Reisekoffers. In Amerika konnten erstmals zwei Computer über ein Telefonkabel miteinander kommunizieren. Das fand aber kaum Beachtung, da Computer für Privatpersonen noch reine Science Fiction waren. Keine gute Zeit für ein Großaquarium. Die weiteren Planungen drohten von Resignation erstickt zu werden.

Dann kam das entscheidende Ereignis. Im Dezember 1980 erschien in einer Aquarienzeitschrift ein Artikel mit dem verheißungsvollen Titel „Der Amazonas fließt im Wohnzimmer“. Darin beschrieb ein Aquarianer sein viertausend Liter fassendes Wohnzimmeraquarium. Das war die so lange gesuchte Bestätigung: Es gibt also doch noch andere Verrückte, die sich ein Aquarium weit über den kommerziell verfügbaren Dimensionen zuhause aufstellen. Die Planung wurde wieder intensiviert…

Heute

Seit dem folgenschweren Besuch im Zoo waren schließlich über 40 Jahre vergangen. So lange dauerte es, bis das immer und immer wieder neu durchgeplante Aquarium endlich Wirklichkeit wurde. Inzwischen haben die Großaquarien in privater Hand längst den Nimbus des Weltwunders verloren. Die Fachzeitschriften konzentrieren sich auf wichtigere Themen. An der Einstellung ihrer Besitzer ändert das freilich nichts. Und deshalb gibt es sie.

Manche Dinge brauchen einfach ihre Zeit. Man darf sie nur nicht aus den Augen verlieren.

 

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