Quarantäneaquarium

Themen:

1. Beschreibung
2. Bodengrund
3. Pflanzen
4. Dekoration
5. Beleuchtung
6. Filter
7. Heizung
8. UV-C Klärer
9. Thermometer
10. Belüftung
11. Wasserwerte
12. Futter
13. Kleinteile

1. Beschreibung
Quarantäneaquarium an seinem Aufstellungsort
Quarantäneaquarium an seinem Aufstellungsort

Bei meinem Quarantäneaquarium handelt es sich um eine Ansammlung von Provisorien und Restbeständen. Schließlich sollen die Gesamtkosten möglichst niedrig gehalten werden. Weil das bei einem Aquarium, das sie meiste Zeit des Jahres leer steht, Sinn macht. Die Abmessungen sind 100 x 40 x 40 cm, was einem Bruttovolumen von 160 Litern entspricht. Es ist ein simples Billig-Aquarium aus dem Baumarkt, welches im Waschmaschinen-Keller aufgestellt wurde. Das ist hilfreich, denn so habe ich warmes und kaltes Wasser direkt zur Verfügung. Als Unterschrank dient ein schäbiger, alter, abgewetzter Schrank auf dem früher ein Rio400 stand.

Mit eingeschalteter Beleuchtung und Sichtschutzplatte
Mit eingeschalteter Beleuchtung und Sichtschutzplatte

Aus Gründen der Energieeinsparung wurde das Becken rundum mit 5 cm dicken Styroporplatten isoliert. Die für die Fische sichtbaren Flächen der Styroporplatten wurden mit Acrylfarbe blau (Wände) und braun (Boden) angepinselt. Der Deckel wurde nicht bemalt. Die ganzen Styroporplatten werden mit Gewebeklebeband zusammengehalten. Das “Scharnier” zum hochklappen des Deckels ist auch aus Klebeband. Hält jetzt schon erstaunlich lange und gut.

Eine weitere Platte kann als Abdeckung vor die Frontscheibe geklemmt werden. Dann gibt es für die Fische keine Möglichkeit mehr aus dem Becken zu gucken. Das ist eine Maßnahme zur Stressvermeidung.

Nutzung
Mit angebrachter Sichtschutzplatte
Mit angebrachter Sichtschutzplatte

Wie aus dem Bestimmungszweck zu vermuten ist, steht das Becken die meiste Zeit des Jahres leer. Dann ist auch kein Wasser drin. Immer 2-3 Wochen bevor ich neue Fische kaufe, wird es befüllt. Das passiert aber ziemlich selten, weil ich selten Fische kaufe. Wie so eine Quarantäne ablaufen kann, habe ich in dem separaten Text Protokoll einer Quarantäne aufgeführt.

Der zweite Bestimmungszweck ist die Behandlung von Krankheiten oder verletzten Fischen. Dieses Becken hatte zum  Glück noch keinen derartigen Einsatz, weil der letzte Krankheitsfall, so weit ich mich erinnern kann, Mitte der 80er Jahre war. Danach habe ich mir ein Quarantänebecken zugelegt und meine Hygienemaßnahmen verstärkt. Das zeigte Wirkung. Deshalb ist das Quarantäneaquarium ein wichtiger Eckpunkt in meinem AQUA-Konzept.

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2. Bodengrund

Nur wenn bodenorientierte Fische darin sind, verwende ich auch eine 1-2 mm dicke Schicht aus feinem Sand (Sieblinie kleiner 0,4 mm). Ansonsten ist gar kein Bodengrund drin, weil es das Absaugen von Futterresten erleichtert.

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3. Pflanzen

In seltenen Fällen, je nach Fischart, kommen ein paar Pistia stratiotes oder ein, zwei Stengel Ceratophyllum demersum dazu. Bedingt durch die schwache Beleuchtung stagniert allerdings der Wuchs, die Pflanzen kümmern. Um Zersetzung und damit Wasserbelastung vorzubeugen, werden sie dann wöchentlich ausgetauscht. Deshalb verzichte ich normalerweise völlig auf Pflanzen.

Weil durch das Einbringen von Pflanzen immer die Gefahr einer Übertragung von Keimen besteht, habe ich mir angewöhnt diese vorher zu desinfizieren. Dazu bade ich sie vollständig untergetaucht (auch Schwimmpflanzen!) für etwa 15 bis 20 Minuten in einer Kaliumpermanganat-Lösung (KMnO4). Die Konzentration ist ein gehäufter Teelöffel auf 10 Liter. Eingeschleppte Schnecken fallen dabei erfahrungsgemäß in wilder Panik ab. Die Eier (z.B. Blasenschnecken) natürlich nicht. Danach gründlich abspülen und Gut. Eine mögliche, leichte Braunfärbung der Pflanzen kommt von Mangandioxid (MnO2), ein ungiftiges, natürliches Mineral, welches das Reaktionsprodukt des Kaliumpermanganat ist. Das verliert sich bald.

Die selbe Rosskur müssen bei mir auch neu gekaufte Pflanzen erdulden, bevor sie in eines meiner Aquarien dürfen.

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4. Dekoration
PVC-Röhren für Welse
PVC-Röhren für Welse

Aus praktischen Gründen verzichte ich auf dekorative Elemente. Das Hauptgestaltungselement ist sozusagen der freie Schwimmraum, wodurch die Beobachtung der Insassen erleichtert wird

Um Panikattacken zu verhindern, kann ich für schreckhafte Fische eine Abdeckplatte als Sichtschutz vor die Frontscheibe stellen. In solchen Fällen erfolgt die Beobachtung durch vorsichtiges Öffnen der Abdeckung. Zum Glück betrifft das nur wenige Arten.

PVC-Röhren und Holz
PVC-Röhren und Holz

Saugwelsen biete ich üblicherweise ein paar PVC-Rohre zum Verstecken und ein paar Stücke Mangrovenholz zum Raspeln an. Das ist auch schon alles, denn Steine verwende ich nicht. Die PVC-Rohre sind einfache Installationsrohre aus dem Elektrohandel, sogenannte Panzerrohre. Weil das so ziemlich die billigste Lösung ist. Sie werden in der gewünschten Länge zugeschnitten und mit PVC-Kleber zusammengeklebt.

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5. Beleuchtung
Beleuchtung über LEDs
Beleuchtung über LEDs

Beleuchtet wird mit einem Eigenbau aus einer 20er Kette aus 3er-Modulen warm-weißer LEDs, welche mit Silikon an die abdeckende Styroporplatte gekleistert wurden.

Die Stromversorgung erfolgt über ein einstellbares Steckernetzteil an einer Schaltuhr, beides aus meiner Restekiste. Normalerweise werden die LEDs aus Gründen der Stressvermeidung lediglich mit der halben Betriebsspannung betrieben. Das gibt grade genug Licht, dass die Fische wissen, wann Tag und wann Nacht ist. Die Beleuchtungszeit ist, wenn überhaupt, von 9:00 Uhr bis 21:00 Uhr.

Im Sommer verzichte ich völlig darauf, die Beleuchtung zu verwenden, weil es dann im Keller meist heller ist, als die LEDs es schaffen würden. Außerdem ist es im Sinne der Stressvermeidung, wenn man verhindert, dass die Fische einer starken Helligkeit aussetzt sind. Denn die meisten Fische mögen es gerne etwas schummrig.

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6. Filter

Hier kommt ein alter Eheim 2328 professionel zum Einsatz, für den ich sonst keine Verwendung mehr habe. Er schafft theoretisch 750 Liter/h Umwälzleistung, wird aber meistens auf etwa die Hälfte gedrosselt. Als Filtermaterial verwende ich simplen Filterschaum mit 20 oder 30 ppi, den ich für die drei Filterkörbe passend zurecht gestutzt habe. Ganz oben drauf liegt noch eine Schicht feines Filtervlies. Das war es auch schon. Keine Kohle, kein Torf, kein Zeolith, kein Sinterglas. Funktioniert trotzdem. Praktischerweise ist der 2328 ein Thermofilter, denn so kann er gleich auch das Heizen übernehmen. Ein kleinerer Filter hätte es natürlich auch getan, aber ich habe keinen mehr…

Eingefahren wird der Filter normalerweise mit Milch und Natriumnitrit (NaNO2). Die Vorgehensweise und Hintergründe dazu habe ich in meinem Text zum Filter einfahren genauer erläutert. Weil auch in einem Quarantänebecken eine der wichtigsten Filterfunktionen der Stickstoffumsatz ist.

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7. Heizung
Zusätzlicher Heizstab
Zusätzlicher Heizstab

In den allermeisten Fällen übernimmt der Eheim 2328 als Thermofilter diese Aufgabe. Die Heizleistung beträgt 210 Watt, die elektronisch bis maximal 32°C geregelt werden. Für normale Quarantäne ist das mehr als ausreichend. Die Temperatur wird dabei über ein LCD-Display angezeigt. Ziemlich luxuriös für ein Becken, das die meiste Zeit des Jahres nicht in Betrieb ist.

Für den seltenen Fall einer notwendigen Wärmekur habe ich mir als Option einen elektronisch gesteuerten Heizstab zugelegt, der bis 36°C in 0,5-Grad Schritten heizt. Wurde bis jetzt lediglich getestet, denn der praktische Einsatz hat noch nicht stattgefunden.

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8. UV-C Klärer
UV-C Klärer aus der Teichtechnik im Filterhauptstrom
UV-C Klärer aus der Teichtechnik im Filterhauptstrom

Im Filterstrom integriert ist ein 36 Watt UV-C Klärer aus der Teich-Technik. Der lag noch rum. Deshalb weiß ich den Hersteller nicht mehr. Die Hintergründe zum Thema UV-C Klärer habe ich in meinem Text Pro und Contra UV-C beschrieben.

Weil die Leistung im Verhältnis zur Beckengröße recht hoch ist, kann ich von einer sehr niedrigen resultierenden Keimdichte ausgehen. Zur Sicherheit führe ich normalerweise eine Keimzahlbestimmung durch. Eingesetzt wird der UV-C Klärer grundsätzlich während der Beobachtungsphase, nicht aber während der eigentlichen Konditionierung. Auch während einer Wärmekur empfiehlt sich der Einsatz.

Selbstverständlich muss klar sein, dass das Gerät nicht in Verbindung mit Medikamenten verwendet werden darf. Man muss davon ausgehen, dass die Wirkstoffe, die in vielen Fällen organische Moleküle sind, durch die UV-Strahlung zerstört und/oder verändert werden.

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9. Thermometer

Normalerweise reicht mir die LCD-Anzeige des 2328 aus. Aus Nostalgiegründen gibt es im Becken dennoch ein einfaches Schwimm-Thermometer mit Saugnapf. Falls es jedoch notwendig sein sollte, Temperaturen über 32°C einzustellen, verwende ich zur Sicherheit ein geprüftes Laborthermometer mit einem Messbereich von -10°C bis 250°C. Also wenn das nicht reicht…

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10. Belüftung
Membranpumpe für Sprudelstein
Membranpumpe für Sprudelstein

Weil normalerweise keine Pflanzen vorhanden sind, erfolgt der Gaswechsel mit Hilfe eines Sprudelsteins, der von einer Eheim 100 Membranpumpe versorgt wird. Den Sprudelstein habe ich so platziert, dass die aufsteigenden Blasen den zusätzlichen Heizstab umspülen und die Wasseroberfläche direkt am Rücklauf des Außenfilters erreichen. Weil so für jede Situation eine maximale Durchmischung garantiert ist.

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11. Wasserwerte

Die finalen Wasserwerte orientieren sich grundsätzlich an dem Becken, in das die Fische letztlich hineingesetzt werden sollen.

Die Erstbefüllung dagegen orientiert sich normalerweise an dem Wasser, mit dem die Fische zu mir transportiert wurden. Die entsprechenden Werte habe ich natürlich rechtzeitig vorher erfragt. Dann erfolgt im Verlauf der Quarantäne eine langsame Anpassung auf die Wasserwerte des Zielaquariums. Dies erfolgt durch einen täglichen Wechsel von 20 Litern, wobei ich darauf achte, dass die Wasserwerte des Wechselwassers dem Zielaquarium entsprechen.

Zusätzlicher Heizstab und Sprudelstein
Zusätzlicher Heizstab und Sprudelstein

Täglich werden die Temperatur und die Leitfähigkeit gemessen. In der Beobachtungsphase zusätzlich noch die Nitrit-Konzentration, bis ich mir sicher bin, dass der Filter sich an die Besatzstärke adaptiert hat.

Erwartungsgemäß sind die Wasserwerte gegen Ende der Quarantäne dann vollständig dem Zielaquarium angeglichen. Die Temperatur sowieso. Die Fische können daher ohne weitere Wartezeit sofort umgesetzt werden.

Weil ich es mir zur Gewohnheit gemacht habe, bestimme ich die Keimzahl jeweils eine Woche nach Beginn der Beobachtungsphase und der Konditionierungsphase. So weiß ich dass die Fische während der Beobachtungsphase keinem unnötigen bakteriellen Stress ausgesetzt sind. Dagegen werden sie für die Dauer der Konditionierungsphase genötigt, ihr Immunsystem auf eine ansteigende Zahl der zukünftigen Fremdkeime einzustellen.

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12. Futter
Während einer Quarantäne:

Das Futter orientiert sich an der aktuellen Art, die gerade im Becken ist. Dabei beschränke ich mich ausschließlich auf Frostfutter und/oder pflanzliches Futter. Die Futtersorten sind die gleichen, die ich auch in meinem großen Aquarium verfüttere. Selbstverständlich auch mein Frostfutter mit Seelachs oder mit Meeresfrüchten.

Gefüttert wird nur von Hand und maximal zweimal täglich in kleinen Portionen. Wider Erwarten nicht gefressenes Futter wird nach spätestens 30 Minuten abgesaugt. Die nächste Fütterung lasse ich in diesem Fall erst einmal ausfallen.

Während einer Krankheitsbehandlung:

Während Krankheitsbehandlungen wird nicht gefüttert, da durch das Absaugen von Futterresten die Medikamentenkonzentration verändert wird, was eine Nachdosierung erfordern würde. Zum Glück war noch keine Krankheitsbehandlung nötig.

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13. Kleinteile

In jedem Aquarium bildet sich mit der Zeit ein spezifischer Bakterienstamm, der im nächsten Aquarium schon ganz anders aussehen kann. Aus diesem Grund verwende ich für jedes meiner Aquarien ein separates Sammelsurium von Kleinteilen. Soll heißen, dass ich für jedes Becken einen eigenen Eimer, Schläuche, Kescher, Scheibenreiniger und so weiter nehme. Das gilt ganz besonders auch für dieses Quarantäneaquarium!

Bin ich paranoid? Möglich. Aber so kann ich mit Sicherheit ein Übertragen von Keimen oder Parasiten zwischen den Becken verhindern.

Ach ja: Hände waschen nicht vergessen… 🙂

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