Einrichtung

Um einen Überblick der Einrichtung zu vermitteln, gibt es dieses Video.

Themen

1. Grundsätzliches
2. Gestaltung
3. Rückwand
4. Felsaufbauten mit Welshöhlen
5. Wurzeln und Geäst
6. Kleinholz und Blätter

1. Grundsätzliches

Die Einrichtung des Beckens ist teilweise recht massiv und nur mit großem Aufwand wieder zu entfernen. Warum so unflexibel? Ich vertrete die Ansicht, dass ein Aquarium kein dekoratives Möbelstück ist, sondern der Lebensraum seiner Insassen. Daher sollte es eine gewisse Konstanz bieten. Es ist unseren Pfleglingen nicht sonderlich zuträglich, wenn das Gestaltungsmotiv eines Aquariums immer wieder komplett über den Haufen geworfen wird. Wenn möglich, nach weniger als einem Jahr. Was passiert eigentlich mit den Fischen, wenn das “Biotop” nicht mehr passt oder plötzlich ein ganz anderes ist? Wenn ich diese Fische “abgeben muss”, dann habe ich offensichtlich falsch geplant.

Weil ich meinen Fischen die Sicherheit einer vertrauten Umgebung bieten möchte, werde ich die Einrichtung wahrscheinlich höchstens in unbedeutendem Maße ändern. Und das für eine sehr lange Zeit. Weil die Fische in meiner Obhut üblicherweise bis zu ihrem Lebensende in ein und demselben Aquarium bleiben. Sie danken es mir mit einer langen Lebensdauer. Meinen ältesten Fisch (Synodontis nigrita) habe ich 1976 im bereits ausgewachsenen Zustand erhalten. Seitdem musste er nur zweimal das Aquarium wechseln. Jedes Mal deshalb, weil ich selbst den Wohnort wechselte. Er macht heute noch einen sehr vitalen, allerdings auch verfressenen Eindruck.

Ich finde es durchaus nicht störend, jahrelang immer das gleiche Aquarium zu betrachten. Denn die Vielfalt liegt im Detail.

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2. Gestaltung

Schon bei der Planung habe ich versucht, den sehr unterschiedlichen Lebensgewohnheiten der späteren Bewohner zu entsprechen. Oberflächenorientierte Fische finden Abdeckungen in Form von Schwimmpflanzen und herabhängendem Geäst ebenso wie freie Bereiche der Wasseroberfläche. In den mittleren Wasserschichten gibt es freien Schwimmraum, sowie auch Rückzugsgebiete mit verzweigtem Gehölz und oder Pflanzenbewuchs.

Den bodenorientierten Fische wiederum werden feinsandiger Untergrund genauso wie feste Felsaufbauten mit Höhlen angeboten. Deshalb finden sich auch am Boden Wurzelstrukturen ergänzt mit Laub und Bruchholz. Die einzelnen Gestaltungselemente sind so verteilt, dass vor allem in den mittleren und unteren Wasserschichten leicht Reviere definiert werden können.

Für die Fische ist es dabei nebensächlich, ob man versucht ein beobachtetes oder irgendwo fotografiertes Biotop möglichst detailgetreu zu kopieren. Denn für sie ist lediglich die Funktionalität ihrer Umgebung wichtig. Ein Wels, der eine Höhle zu seinem Wohlbefinden braucht, wird genau so gern ein kitschiges Plastikmodell des Taj Mahal oder der Titanic als seine Behausung heranziehen. Für Puristen mag es ein Graus sein, aber Fische sind eben Pragmatiker. Für sie zählt weniger die Optik als vielmehr der reine Nutzwert.

Daher habe ich nicht versucht irgendeine natürliche Gegebenheit akribisch nachzubilden. Vielmehr biete ich jeder der hier gepflegten Art ein genügend großes spezifisches Areal zum Aufenthalt und Rückzug. Der Schwerpunkt liegt hier ganz klar auf einer artgerechten Gestaltung, gemäß eines der vier Eckpunkte meines AQUA-Konzepts.

Erst an zweiter Stelle ist zumindest ein Teil der Ausgestaltung des Aquariums natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass es sich um ein “Wohnzimmeraquarium” handelt. Es soll also eine gewisse Ästhetik ausstrahlen. Trotzdem stehen die Ansprüche der Fische an die Gestaltung an erster Stelle.

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3. Rückwand

Wenn ich schon das Becken selbst baue, dann auch den Rest!

Was sich hier liest wie die Werbung eines Baumarktes, ist dem Umstand geschuldet, dass die (zugegebenermaßen sehr attraktiven) käuflichen Rückwände einen (zugegebenermaßen wenig attraktiven) Preis haben. Durch die anvisierte Fläche von über 4 m2 erreicht dieser allerdings schmerzhafte Regionen.

Aus 2 cm dicken Styrodurplatten (wie Styropor, nur stabiler) habe daher ich die Rückwandelemente ausgeschnitten, angepasst und mit Brunnenschaum konturiert. Denn Brunnenschaum verträgt Wasser und ist im ausgehärteten Zustand nach meinen Erfahrungen unbedenklich. In den dickeren Bereichen sind aus 60 mm PVC-Rohr einzelne Pflanzbehälter einmodelliert.

Zur besseren Stabilität wurde dann ein Putzgitter draufgelegt und das ganze in mehreren dünnen Schichten mit Beton zugeschmiert. Ich verwendete dazu puren Portlandzement ohne Sandbeimischung. Denn dieser Brei ist sehr weich und umschließt das Putzgitter wie auch die Unebenheiten im Brunnenschaum besonders gründlich. Während der ersten paar Stunden des Abbindens muss die Oberfläche immer wieder mal mit einem feuchten Tuch oder Schwamm abgerieben werden. So lassen sich lästige Schrumpfungsrisse vermeiden.
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Portlandzement ist ein hydraulischer Mörtel, der nach dem Abbinden wasserbeständig ist und (nach gründlichem Wässern) keine Substanzen mehr abgibt. Zugegeben, die käuflichen Rückwände und Steinmodule sehen wirklich bestechend aus. Die gebotene Optik ist für Heimwerker praktisch nicht zu erreichen. Dafür fehlt ihnen die ideelle Schönheit und der Stolz des selbstgebauten Objekts.

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4. Felsaufbauten mit Welshöhlen

Weil ich der Rückwand etwas mehr Kontur zu geben wollte, und auch um die Pflanzen etwas interessanter zu verteilen, habe ich ein kleines Gebirge erstellt. Es handelt sich dabei gleichzeitig um eine Ansammlung von Terrassen und Pflanzmulden. Die Basis ist ein mit Aquariensilikon verklebtes Gerüst aus Styrodur. Gut, dass vom Hausbau noch einiges übrig war…
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In dieses Konstrukt wurden 50 Welshöhlen mit unterschiedlicher Länge und Durchmesser eingebaut. Jede davon besteht aus einem PVC-Rohr mit aufgeklebter Abschlusskappe, in die ich jeweils fünf Löcher mit einem Millimeter Durchmesser gebohrt habe. Also 250 Löcher. Der Grund dafür ist ganz einfach: Das Wasser innerhalb der Felsaufbauten wird über zwei Rohrverbindungen zu den Ansaugrohren der Patronenfilter geführt. Durch die Löcher in den Welshöhlen strömt frisches Wasser nach. Denn so vermeide ich eine Stagnation im Hohlraum und integriere das Wasser wieder im Kreislauf.
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Feingestaltung

Die Felsbauten wurden ebenfalls mit Brunnenschaum aufgepolstert, mit Putzgitter überzogen und zubetoniert. Abschließend erhielt die letzte Schicht eine lehm- oder schlammfarbene Pigment-Beimischung damit das typische Betongrau etwas überdeckt wurde. Das Ganze ergibt dann eine gewollt ungleichmäßig gefärbte Oberfläche in grau und braun.
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Zusätzlich zu dem großen Betongebilde habe ich eine Handvoll gut fußballgroßer Geröllbrocken erstellt. Natürlich aus den selben Materialien und mit der gleichen Färbung. Sie sollen so eine Art dicke, runde Flusssteine darstellen. Naja, halt so in der Art… Ein paar davon haben oben ein sandgefülltes Pflanzloch. Nicht gerade authentisch, aber eine praktische Möglichkeit noch etwas Blattgrün unterzubringen. Denn das soll auch ihre Funktion als Reviergrenze unterstreichen.

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5. Wurzeln und Geäst

Da im natürlichen Lebensraum der gepflegten Fische überhängende Wurzeln und Äste eine große Rolle spielen, habe ich versucht, dieser Notwendigkeit Rechnung zu tragen. Dazu habe ich ausnahmslos auf Moorkienholz zurückgegriffen, da es die geforderten Ansprüche am besten erfüllt. Einerseits ist es weich genug um raspelnden Fischen die zur Verdauung notwendigen Fasern zu liefern. Andererseits begünstigt die typische Verästelung ein Unterstellen oder Verstecken.

Eine weitere wichtige Eigenschaft ist die natürliche Konservierung. Denn über die Jahrtausende im Moor wurde dieses Holz vollständig mit Huminsäuren und Tanninen durchtränkt. Dadurch ist es auf natürliche Weise äußerst wirkungsvoll vor Fäulnis geschützt. Das führt in der ersten Zeit zu einer deutlichen Gelb- bis Braunfärbung des Wassers. Doch dieser Effekt verliert sich nach ein paar Wochen.
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Einbauen und verankern

Ärgerlicherweise gibt es die ideale Wurzel anscheinend gar nicht. Weil immer irgendwo ein Stück fehlt. Dafür ist an einem anderen Ende etwas zu viel. Aber glücklicherweise lassen sich aus mehreren Teilen recht attraktive Gebilde zusammenschrauben. Dafür habe ich Edelstahlschrauben verwendet. Die Schraubenlöcher lassen sich leicht mit Moosen, Farn oder Anubias kaschieren. Die höheren Pflanzen müssen dabei nicht zwingend festgebunden werden. Es genügt völlig sie in ein dafür gebohrtes Loch zu stecken. Weil sie sich nach einer Weile selbst verankern. Genau wie das Moos, welches mit Sekundenkleber fixiert wurde. Selbstverständlich lassen sich die höheren Pflanzen ebenfalls festkleben.

Um zu erreichen, dass eine Wurzel scheinbar aus der Rück- oder Seitenwand herauswächst, wird das entsprechende Stück am dickeren Ende glatt abgesägt. Auf der Schnittfläche wird danach eine möglichst konturgenaue PVC-Platte mit mehreren Edelstahlschrauben befestigt. Anschließend kann die PVC-Platte mit Aquariensilikon auf der Dekoration festgeklebt werden. Denn vom Holz würde sich das Silikon mit Sicherheit nach einer Weile wieder lösen. Damit die Klebestelle abgedeckt wird, sollte man herausquellendes Silikon gleich mit Sand bestreuen.
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Tipp:

Mit frisch eingebrachtem Holz hat man meist ein Problem. Es will nicht untergehen. Je nach Größe des Holzstückes kann das durchaus mehrere Wochen, in Extremfällen sogar ein paar Monate dauern. Gängige Praxis ist es, die tauchunwilligen Protagonisten mit einem oder mehreren Steinen zu beschwerden. Wenn dabei Bewegung in die Sache kommt und ein Stein abrutscht, oder mit dem Holz umkippt, dann kann leicht eine Scheibe brechen. Daher sollte auf Steine zum Beschweren gänzlich verzichtet werden.

Mit Sandsäcken beschwertes Holz
Mit sandgefüllten Tüten beschwertes Holz

Während der Einlaufphase wurden die Wurzeln teilweise beschwert, um ein Aufschwimmen zu verhindern. Aber nicht mit Steinen. Dies geschah mit sandgefüllten Plastiktüten und nicht mit Steinen. Sicherheitshalber habe ich Gefrierbeutel genommen, weil die lebensmittelecht sind. So kann man einfach und wirkungsvoll verhindern, dass bei einem Umkippen einer Wurzel die Scheibe durch den herabfallenden Stein beschädigt wird. Insgesamt habe ich etwa 75 kg “Sandsäcke” eingesetzt. Der verwendete Sand war identisch mit dem Bodengrund und konnte daher anschließend im Becken verbleiben.

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6. Kleinholz und Blätter
Blätter und Kleinholz
Blätter und Kleinholz

Unter den großen Aufbauten aus Moorkienholz befindet sich ein Areal des Bodengrunds auf dem kleine Bruchstücke aus Moorkienholz und haufenweise Eichenlaub liegen. Weil sich zwischen diesen Kleinteilen ursprünglich auch eine gewisse Portion Mulm ansammeln sollte. Klingt nach Abfallhaufen, ist aber ein wichtiger Spiel- und Versteckplatz für Welse, der auch gerne auf der Suche nach Futterresten durchforstet wird. Nur das mit dem Mulm wollte nicht klappen. Die Abbauleistung des Aquariums ist offensichtlich so hoch, dass sich kein Mulm bildet. Selbst das Eichenlaub verschwindet, ohne Überreste zu hinterlassen. Kaum zu glauben, aber Realität.

Weil mit dem Laub keine ungebetenen Gäste im Aquarium einziehen sollen, wird dieses vor dem Einbringen in einem Topf mit kochendem Wasser übergossen. Das Ganze lasse ich dann ein paar Minuten stehen, bevor ich das Wasser abgieße. Die Blätter können dann sofort verwendet werden.

Eichenlaub hat den Vorteil, im Vergleich zu anderen einheimischen Blättern, deutlich langsamer zu verrotten. Trotzdem ist es nach späterstens vier Wochen restlos verschwunden. Wenn man es allerdings genau nimmt, stellt das Eichenlaub natürlich einen Stilbruch dar. Denn meines Wissens gibt es gar keine Eichen am Amazonas…

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