Protokoll einer Quarantäne
Weil immer noch zu wenig Aquarianer eine konkrete Vorstellung über das Wesen einer Quarantäne haben und auch in der Fachliteratur fast nichts zu finden ist, habe ich diesen Text erstellt.
In meinem Text Pro und Contra Quarantäne habe ich weitere Hintergründe zum Thema beschrieben. Dort wird auch verständlich, warum es Bestandteil meines AQUA-Konzepts ist. Eine Beschreibung der Technik und der möglichen Einrichtung findet sich in meinem separaten Text zum Quarantäneaquarium.
Themen:
1. Vorbereitung
2. Beobachtungsphase
3. Quarantäne
4. Abschließende Arbeiten
5. Nachkontrolle
1. Vorbereitung
23.11.2015, Tag 1
Die Wasserwerte des Händlers, bei dem die Fische gekauft werden sollen, wurden erfragt, die Fische bestellt und dann die Abholung in drei Wochen vereinbart. Dabei habe ich mir die Option einer möglichen Verspätung meinerseits selbstverständlich zusichern lassen. Es wird ein Zettel-Logbuch zum Quarantänebecken gelegt, worin später alle Handlungen, Messwerte und Beobachtungen eingetragen werden.
24.11.2015, Tag 2
Das Quarantänebecken wurde ohne Deko, Sand oder Pflanzen befüllt, Leitwert des Wassers 300 µS/cm. Es wurden 50 ml Vollmilch zugegeben und durch Zugabe von NaNO2 (Natriumnitrit) eine Nitritkonzentration von 1 mg/l eingestellt, so dass der Filter anfahren kann. Während des Einfahrens beträgt die Temperatur 32°C, weil so ein schnelleres Bakterienwachstum gewährleistet ist.
1.12.2015, Tag 9
Inzwischen ist die durch die Milch verursachte Trübung vollständig verschwunden und die aktuelle Nitritkonzentration beträgt 1,2 mg/l. Daher ab jetzt jeden zweiten Tag Messung der Nitritkonzentration. Wenn nichts mehr nachweisbar ist, ist der Filter eingefahren. Sozusagen “Countdown auf Null”.
6.12.2015, Tag 14
Die Nitritkonzentration ist inzwischen auf 0,6 mg/l gefallen.
7.12.2015, Tag 15
Nitrit ist nicht mehr nachweisbar, daher wurde die Temperatur auf 26°C eingestellt und der UV-C Klärer eingeschaltet. Weil die Vorbereitungen damit abgeschlossen sind, können die Fische jetzt kommen.
2. Beobachtungsphase
11.12.2015, Tag 19
22 Phenacogrammus interruptus eingesetzt, Nachzucht, 10m/12w, etwa 5-7 cm. Weil die Temperaturdifferenz zum Transportwasser <0,5°C und die Differenz der Leitfähigkeit <50 µS/cm war, wurden sie sofort in das Quarantänebecken gesetzt und das Transportwasser verworfen.
12.12.2015, Tag 20
Alle Fische sind zwar scheu, aber munter, keine Verletzungen oder andere äußerliche Beeinträchtigungen erkennbar. Zur Sicherheit wird in der ersten Woche täglich die Nitritkonzentration gemessen. Aktuell ist nichts nachweisbar. Ab jetzt werden täglich 20 Liter Wasser gewechselt, dabei entsprechen die Wasserwerte des Wechselwassers dem späteren Zielaquarium.
13.12.2015, Tag 21 2015
Nitritkonzentration auf 0,05 mg/l gestiegen, deshalb wird erst wieder gefüttert, wenn nichts mehr nachweisbar ist.
14.12.2015, Tag 22
Nitrit nicht mehr nachweisbar, daher erfolgte die erste sparsame Fütterung mit Frostfutter mit Meeresfrüchten. Vergewissert, dass alle Fische gierig fressen.
16.12.2015, Tag 24
Keine Auffälligkeiten, dennoch Probe zur Keimzahlbestimmung genommen.
19.12.2015, Tag 27
Keimzahlbestimmung ausgewertet, Gesamtkeimzahl von 102 bis 103 KBE, auch die Hefepilze sind unter der Nachweisgrenze. Ein sehr guter Wert für ein dicht besetztes Quarantänebecken, der allerdings nur durch den UV-C Klärer möglich ist.
21.12.2015, Tag 29
Weil keine Auffälligkeiten in Aussehen oder Verhalten festgestellt werden konnten, ist die Beobachtungsphase damit abgeschlossen.
3. Quarantäne
22.12.2015, Tag 30
Beginn der Konditionierung, darum wurde der UV-C Klärer ausgeschaltet. Beim heutigen Wasserwechsel war 1 Liter aus dem Zielaquarium dabei. Während der Quarantäne wird diese Zugabemenge täglich um 0,5 Liter erhöht.
29.12.2015, Tag 37
Keine Auffälligkeiten, denn alle Fische schwimmen schnell und fressen gierig.
30.12.2015, Tag 38
Inzwischen eine weitere Probe zur Keimzahlbestimmung genommen.
2.1.2016, Tag 41
Die Keimzahlbestimmung ergab eine Gesamtkeimzahl von 106 bis 107 KBE, Hefepilze immer noch unterhalb der Nachweisgrenze. Dieser Wert ist zu erwarten, weil es sich um eine große Anzahl von Fischen mit starkem Stoffwechsel auf engem Raum handelt. Für die Dauer einer Quarantäne durchaus vertretbar, jedoch im späteren Alltag wäre es inakzeptabel.
7.1.2016, Tag 46
Inzwischen sind die Wasserwerte bis auf die Keimzahl identisch mit dem Zielaquarium. Alle Fische munter und ohne Auffälligkeiten.
12.1.2016, Tag 51
Die Konditionierung wurde beendet und dann die Fische in das Zielaquarium gesetzt. Weil die Temperatur und sämtliche Wasserwerte bis auf die Keimzahl identisch waren, konnte das stressarm ohne weitere Wartezeit geschehen.
4. Abschließende Arbeiten
12.1.2016, Tag 51
Das Quarantäneaquarium wurde entleert, dann die Scheiben gereinigt. Der Filter wurde ebenfalls entleert, danach das Becken wieder befüllt und der leere Filter wieder eingeschaltet. Anschließend einen gehäuften Teelöffel Natriumhypochlorit-haltiges Desinfektionsmittel aus der Schwimmbadtechnik reingeschmissen.
14.1.2016, Tag 53
Weil alles Trocknen und Lüften soll, wurden Becken und Filter wieder entleert. Denn jetzt ist das Quarantänebecken desinfiziert und die Nacharbeiten sind abgeschlossen.
5. Nachkontrolle
19.1.2016, Tag 58
Eine Woche nach dem Umsetzen ins Zielaquarium sind alle Fische wohlauf, haben inzwischen ihre Scheu abgelegt, zeigen normales Verhalten und fressen gierig.
10.2.2016, Tag 80
Vier Wochen nach dem Einsetzen sind bislang keine Verluste bei Alt- oder Neubesatz aufgetreten. Die Quarantänemaßnahme kann deshalb als erfolgreich bewertet werden. Die Fische wurden inzwischen bereits mehrfach beim Ablaichen beobachtet.
Für Anregungen und inhaltliche Wünsche zu diesem Text bin ich dankbar.
Ich habe versucht, die Zusammenhänge allgemeinverständlich zu formulieren.
Falls dennoch Klärungsbedarf besteht, werde ich dem gerne nachkommen.
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