AQUA-Konzept

Im Laufe der Jahre entwickelt jeder seine eigene Philosophie. Das geht mir nicht anders. Aufbauend auf den eigenen guten und schlechten Erfahrungen habe ich die für mich wichtigen Eckpunkte in meinem „AQUA-Konzept“ zusammengefasst:

Artgerecht
Quarantäne
UV-C
Aneignen

Die Beachtung dieser vier Punkte hat sich bei mir in der Vergangenheit bewährt. Natürlich ist das keine Garantie für erfolgreiche Aquaristik. Die gibt es nicht. Wer trotzdem solche Sicherheiten verlangt, findet bestimmt etliche Händler, die sie ihm verkaufen. Für alle anderen soll es als Denkansatz dienen. Denn es geht um unpopuläre Themen, vor denen mancher gerne die Augen verschließt. Ich erwarte nicht, dass jetzt jeder Leser sein bisheriges Verhalten über den Haufen wirft. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Schließlich hat jeder seine eigene Philosophie. Nämlich die einzig richtige. Stimmt’s? 🙂

Artgerecht

Allein die Erwähnung dieses Begriffes reicht oft schon aus, um Aquarianer gegeneinander aufzuhetzen. Selbstverständlich nimmt jeder für sich in Anspruch, seine Lieblinge artgerecht zu pflegen. Wer sich erdreistet dies in Frage zu stellen, oder gar als falsch anzuprangern, der ist entweder ein missgünstiger Neider, oder einfach ein dummer Ignorant. Ist das etwa übertrieben dargestellt? Na, sind wir doch mal ehrlich. Wer lässt sich denn schon gerne nachsagen, er würde seine Fische nicht artgerecht pflegen? Wo wir doch alle nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Und genau das ist die Krux: Jeder hat ein anderes Wissen und ein anderes Gewissen.

Der Raum

Was die Sache kompliziert macht, ist die individuelle Umsetzung des Begriffes „Artgerechte Haltung“. Vieles, was gemeinhin als „artgerecht“ präsentiert wird, hält einer näheren Betrachtung nicht Stand. Wer für eine bestimmte Fischart die Haltung im Harem oder einer anderen unsymmetrischen Geschlechterverteilung empfiehlt, muss sich fragen, ob das den natürlichen Gegebenheiten entspricht. Ähnliches gilt für eine hohe Gruppenstärke in einem kleinen Raum, um innerartliche Aggressionen zu unterdrücken. Ja, diese Haltungsweisen funktionieren in der Praxis. Aber sind sie alleine deswegen artgerecht? Ist das Verhalten der Fische dann noch natürlich? Oder eher der Aquarienhaltung angepasst? Daher ist es wichtig vor der Anschaffung eines Fisches genau zu erfahren, wie dieser Fisch sich in der Natur verhält. Nur dann kann man sicherstellen, dass er dieses Verhalten im Aquarium auch ausleben kann.

Nie vergessen: Unsere Aquarien sind eigentlich nur Pfützen. Je größer der Fisch, desto schneller stößt die artgerechte Haltung an ihre Grenzen. Das bedeutet keinesfalls, dass man Aquarien unter tausend Litern verdammen sollte. Wir sollten vielmehr darauf achten, eine vernünftige Besatzkalkulation durchzuführen, die den Platzbedarf jedes Fisches großzügig berücksichtigt.

Das Wasser

Mindestens genauso wichtig sind die Eigenschaften des Wassers. Jeder Fisch hat einen Toleranzbereich in dem sich die Wasserwerte bewegen dürfen, ohne dass dies irgend welche Konsequenzen hätte. Leider ist dieser Toleranzbereich bei jeder Art anders. Wenn einer oder mehrere Wasserwerte diesen Toleranzbereich verlassen, dann bedeutet das für den Fisch zunächst Stress, der sich je nach Schwere auf vielfältige Weise auswirkt. Das fängt erst ohne erkennbare Symptome an und kann bei starken Abweichungen von Schwächen im Immunsystem über Organstörungen bis zum Tod führen. Eine verantwortungsvolle Wasserpflege gehört zwingend zur artgerechten Haltung. Das heißt nicht, dass man alle erdenklichen Wasserwerte täglich messen muss. Ein aufmerksames Beobachten des Verhaltens kombiniert mit gelegentlichen Stichproben reicht bei einem stabil eingefahrenen Aquarium vollkommen aus. Natürlich innerhalb der erwähnten Toleranzbereiche.

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Quarantäne

Alter Hut. Kennt jeder. Quarantäne, alles klar! Aber wie funktioniert das richtig? Und wer macht das eigentlich? Es ist schon eine verrückte Sache. Kaum ein Aquarianer bezweifelt die Sinnhaftigkeit einer Quarantäne. Aber nur ein sehr kleiner Prozentsatz leistet sich diesen vermeintlichen Luxus. Viele verstecken sich hinter fadenscheinigen Argumenten. Dabei ist ein Quarantäneaquarium wirklich keine wilde Sache.

Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, jedem neuen Fisch erst einmal die Durchführung einer Quarantäne angedeihen zu lassen. In Verbindung mit einer überlegten Wasserpflege bietet das eine gute Prophylaxe. Der letzte Krankheitsfall in meinen Aquarien war Mitte der 80er Jahre. Seitdem führe ich grundsätzlich für jeden Neuzugang eine Quarantäne durch. Hat sich bewährt.

Wahrscheinlich wäre das Thema keine Erwähnung wert, wenn es eine Art Schutzimpfung für Fische gäbe. Irgend ein wohlriechendes Mittelchen in einer vertrauenserweckenden Flasche. Das wäre bestimmt ein Verkaufs-Hit. Aber leider funktioniert die Natur anders. Das Immunsystem jedes Fisches braucht eine gewisse Zeit, um sich auf eine veränderte Umwelt einzustellen. Diese Zeit sollten wir ihm geben. Genau dafür ist eine Quarantäne gedacht.

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UV-C

Der Einsatz eines UV-C Klärers in der Aquaristik dient nur einem einzigen Zweck. Er soll die Anzahl der vorhandenen Keime reduzieren. Wie groß der erwünschte Effekt dabei ausfällt, kann man leicht mit einer Keimzahlbestimmung überprüfen. Obwohl die Fakten damit leicht offengelegt werden können, wird immer noch eifrig über das Pro und Contra UV-C diskutiert. Die Objektivität bleibt dabei gerne auf der Strecke.

Der zu erwartende Wert für die Keimzahl in einem Aquarium ohne UV-C Klärer bewegt sich um 106 KBE. Das entspricht einem Gewässer der Güteklasse IV, also stark belastet. An so einem Ufer will niemand Picknick machen. In solchen Gewässern findet man erwartungsgemäß nur wenige Fische. Ein derartiger Badesee würde sofort gesperrt werden. Obwohl man zum Baden nur für ein, zwei Stunden ins Wasser geht. Kein vernünftig denkender Mensch würde dieses Wasser freiwillig trinken. Selbst wenn es nur ein paar Schluck wären. Trotzdem muten viele Aquarianer ihren Fischen zu, in so einem Wasser ihr ganzes Leben zu verbringen. Sie setzen ihre Tiere dieser Keimbelastung permanent aus. Ohne Aussicht auf Entlastung. Und das, obwohl die Schleimhaut der Fische eine geringere Widerstandskraft gegen Bakterien hat als die menschliche Haut. Diese Praxis ist leicht verständlich, weil kaum jemand die Keimzahlen in seinen Aquarien kennt.

Die Keimzahlen in den natürlichen Habitaten unserer Pfleglinge liegen um mehrere Zehnerpotenzen niedriger. Der UV-C Klärer hilft uns das Wasser den Bedingungen anzugleichen, an die unsere Fische adaptiert sind. Das Gerät vollbringt keine Wunder. Aber es ist die einzig funktionierende Möglichkeit eine spürbare dauerhafte Keimzahlreduzierung zu erreichen. Weg von einem stark belasteten Gewässer. Hin zu natürlichen Bedingungen.

Alternativlos

Alle anderen Maßnahmen und Mittelchen erreichen keine erwähnenswerte Reduzierung der Keimzahl. In den meisten Fällen ist die Wirkung nur von sehr kurzer Dauer. Manchmal nur wenige Stunden. Anderslautende Behauptungen halten einer Nachprüfung nicht Stand. Weil es nichts gibt, was die Wirkungsfähigkeit eines ausreichend dimensionierten UV-C Klärers auch nur im entferntesten erreicht.

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Aneignen

Der letzte Punkt betrifft den Aquarianer selbst. Wahrscheinlich gibt es nur wenige Hobbys, die den interessierten Anwender derartig intensiv mit Informationen aus allen Naturwissenschaften konfrontieren. Mehr noch: Die Aquaristik ist ein interdisziplinäres Hobby aus den Bereichen Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. Will der Aquarianer diese Beschäftigung erfolgreich ausüben, muss er zwangsläufig die Bereitschaft zum ständigen Lernen mitbringen.

Das bedeutet, dass man das zur Verfügung stehende Basiswissen immer wieder nach Neuem durchforsten muss. Völlig egal, ob die Quelle das Internet, ein Buch, eine Zeitschrift oder ein Gespräch mit Gleichgesinnten ist. Das bereits angeeignete Wissen muss notfalls einer erneuten Infragestellung und Bewertung unterzogen werden. Die Frage nach dem „Warum?“ ist hierbei der Schlüssel zu einem erweiterten Verständnis.

In der Vergangenheit habe ich regelmäßig Aussagen vernommen wie: „Ich will da keine Wissenschaft draus machen!“ oder: „Man kann’s auch übertreiben!“. Der Grund dafür war immer der Gleiche. Es war ein mangelndes Interesse am Verständnis der Hintergründe. Ein „Warum?“ zu wenig.

Was die Aquaristik ausmacht, ist nicht einfach etwas Wasser mit Fischen drin. Es ist der Wille, die Neugier, das Leben in einem begrenzten Raum zu begreifen. Es genügt nicht, mit Hilfe einer Gebrauchsanweisung ein Aquarium am Laufen zu halten. Man muss versuchen es zu verstehen. Das nötige Wissen dazu ist verfügbar. Man muss es begreifen, bewerten und anwenden. Aneignen eben.

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